Rötungen der Gesichtshaut, sichtbare Blutgefäße bis hin zu entzündlichen Läsionen - das sind nur einige der Herausforderungen, denen sich Menschen mit Rosazea stellen müssen. Diese chronische Hauterkrankung betrifft Millionen von Menschen weltweit und kann sowohl physisch, als auch emotional belastend sein. Trotz ihrer Häufigkeit bleibt Rosazea oft missverstanden und falsch diagnostiziert.
In diesem Artikel wird ein genauerer Blick auf die Ursachen, Symptome und die natürliche Hilfe bei Rosazea geworfen, um Betroffenen zu helfen, diese Erkrankung besser zu verstehen und effektiver zu bewältigen.
Was ist Rosazea? Wie entsteht sie?
Rosazea ist eine komplexe chronisch-entzündliche Hauterkrankung der Gesichtshaut, die bereits im 14. Jahrhundert erstmals von Dr. Guy de Chauliac, einem französischen Chirurgen, medizinisch beschrieben wurde. Trotz bedeutender Fortschritte in der Forschung bleibt Rosazea bislang eine Erkrankung, deren Komplexität und Zusammenhänge noch nicht vollständig entschlüsselt sind.
Etwa 3% der Weltbevölkerung sind von jener Hauterkrankung betroffen. Besonders häufig tritt Rosazea bei Erwachsenen im mittleren Alter zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf, wobei kein signifikanter Unterschied zwischen Frauen und Männern festzustellen ist. Allerdings wird bei Menschen mit hochpigmentierter Haut seltener von Rosazea berichtet, als bei Menschen mit hellem Teint. Verschiedene Faktoren können individuell oder in Kombination zur Entstehung von Rosazea beitragen, wobei die Manifestation der Erkrankung von Person zu Person variieren kann.
Genetische Veranlagung
Es wird angenommen, dass eine genetische Veranlagung eine Rolle bei der Entwicklung von Rosazea spielen kann. Menschen, bei denen nahe Verwandte an Rosazea leiden, haben möglicherweise ein höheres Risiko, selbst daran zu erkranken.
Entzündungsreaktionen
Entzündungen spielen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Rosazea. Bei Menschen mit Rosazea treten abnormale Entzündungsreaktionen in der Haut auf, die zu den charakteristischen Symptomen wie Rötungen, Schwellungen und Papeln führen können.
Gefäßfunktionsstörungen
Eine gestörte Funktion der Blutgefäße in der Haut kann ebenfalls zur Entstehung von Rosazea beitragen. Dies kann zu einer Erweiterung der Blutgefäße führen, die sichtbare Rötungen und Gefäßmuster verursachen.
Mikroorganismen
Während ihre Ursachen und Auslöser lange Zeit Gegenstand intensiver Forschung waren, rückt nun die Rolle der Mikrobiota, das Mikroben-Ökosystem auf unserer Haut, verstärkt in den Fokus des Interesses.
Mikroben wie Demodex folliculorum Milben, Helicobacter pylori, Staphylococcus epidermidis, Chlamydia pneumoniae und das Demodex-assoziierte Bakterium Bacillus oleronius werden mit Rosazea in Verbindung gebracht. Ihre Anwesenheit auf der Haut könnte die Entstehung und Verschlimmerung dieser Erkrankung beeinflussen, was ein tieferes Verständnis ihrer Rolle in der Pathogenese von entscheidender Bedeutung macht.
Äußere Einflüsse
Bestimmte Umweltfaktoren wie Sonneneinstrahlung, extreme Temperaturen, aber auch emotionaler Stress, Alkoholkonsum und scharfes Essen können Rosazea-Symptome auslösen oder verschlimmern.
Woran erkennt man Rosazea?
Rosazea beginnt oft mit einer Tendenz zum Erröten, insbesondere im zentralen Gesichtsbereich, das betrifft insbesondere die Nase, das Kinn, die zentralen Wangen und den Bereich zwischen den Augenbrauen. Im Laufe der Zeit können persistierende Rötungen, sichtbare Blutgefäße (Teleangiektasien), Papeln, Pusteln, Phyme (Hautverdickung) und Ödeme auftreten.
Einige Betroffene können auch Schmerzen, Stechen und Brennen in der betroffenen Hautregion verspüren. Darüber hinaus kann Rosazea auch zu einer Beeinträchtigung der Augen führen, was zu zusätzlichen Beschwerden und Komplikationen führen kann.
Die Symptome der Rosazea erinnern an die eines Alkoholmissbrauchs, was zu einer falschen Interpretation und zu einer Stigmatisierung der Patienten führen kann. Daher ist eine genaue Diagnose und Klassifikation der Erkrankung von entscheidender Bedeutung.
Welche Arten von Rosazea gibt es?
Rosazea kann in verschiedenen Schweregraden auftreten, die von milden bis hin zu schweren Symptomen reichen. Typische Schwierigkeitsgrade umfassen mild, moderat und schwer, wobei die Symptome je nach Ausprägung und Auswirkung auf das tägliche Leben variieren können. Eine genaue Beurteilung des Schweregrads ist wichtig, um die Behandlung und das Management von Rosazea zu optimieren und den Bedürfnissen der einzelnen Patienten gerecht zu werden.
Im Jahr 2002 wurde Rosazea von einem Expertenausschuss des National Rosacea Society (NRS) in vier klinische Subtypen eingeteilt. Diese können je nach vorherrschenden Symptomen und Merkmalen variieren.
Erythematoteleangiektatische Rosazea (ETR) ist durch anhaltende Rötungen (Erytheme) im Gesicht, insbesondere auf den Wangen, der Nase, der Stirn und dem Kinn, sowie durch sichtbare Blutgefäße (Teleangiektasien) erkennbar. Personen mit ETR neigen dazu, empfindlich auf Trigger wie Hitze, Kälte, scharfe Speisen und alkoholische Getränke zu reagieren, was zu verstärkten Rötungen führen kann.
Papulopustulöse Rosazea (PPR) ist durch das Vorhandensein von entzündlichen Läsionen wie Papeln (kleine, rote Beulen) und Pusteln (mit Flüssigkeit gefüllte Pickel) zu identifizieren. PPR ähnelt oft der Akne vulgaris, kann jedoch durch das Vorhandensein von Begleitsymptomen wie Rötungen und sichtbaren Blutgefäßen unterschieden werden.
Phymatöse Rosazea
Ist durch eine Verdickung der Haut (Phym) geprägt, die typischerweise an der Nase (Rhinophym) auftritt, aber auch an anderen Gesichtsbereichen auftreten kann. Die Hautverdickung kann zu einer unregelmäßigen Oberfläche und Vergrößerung der betroffenen Regionen führen. Phymatöse Rosazea ist häufiger bei Männern als bei Frauen.
Okuläre Rosazea
Betrifft die Augen und wird durch eine Vielzahl von Symptomen wie Augenreizungen, Trockenheit, Brennen, Fremdkörpergefühl, Lichtempfindlichkeit und verschwommenes Sehen gekennzeichnet. Zu den okulären Manifestationen gehören auch Lidrandteleangiektasien, Bindehautentzündungen und Hornhautveränderungen.
Was sind Auslöser von Rosazea?
Die Demodex-Milbe, auch bekannt als Demodex folliculorum und Demodex brevis, ist ein winziger Parasit, der natürlicherweise auf der menschlichen Haut, insbesondere in Talgdrüsenfollikeln, vorkommt und somit Teil der menschlichen Mikrobiota ist. Jedoch werden wir ohne Demodex-Milben auf der Haut geboren und erwerben diese erst progressiv durch direkten Kontakt mit der Haut anderer Menschen. Auffällig ist eine deutliche Mehrbesiedlung durch Demodexmilben bei Patienten mit Rosazea. Experten gehen davon aus, dass die Proliferation der Demodex-Milbe bei Patienten mit Rosazea ein sekundäres Ereignis, ein Epiphänomen oder ein erschwerender Faktor ist, bei dem die anfängliche Entzündung die Proliferation von Demodex fördert, was zu einer Verschlimmerung der Krankheit führen kann.
Studien haben gezeigt,dass Demodex-Milben bestimmte immunologische Reaktionen in der Haut auslösen können, insbesondere eine erhöhte Expression von TLR2 (Toll-Like Receptor 2). TLR2 ist ein Rezeptor des angeborenen Immunsystems, der eine wichtige Rolle bei der Erkennung von Pathogenen spielt und Entzündungsreaktionen auslösen kann. Eine übermäßige Aktivierung von TLR2 durch Demodex-Milben verstärkt die Entzündungsreaktion auf Umweltreize und kann als kritisches Element in der Pathogenese der Rosazea fungieren.
Welche Auswirkungen hat Rosazea für die Betroffenen?
Rosazea kann das körperliche Wohlbefinden, das Selbstbild und die psychische Gesundheit der Betroffenen stark beeinflussen. Jene Hauterkrankung beeinträchtigt die Betroffenen nicht nur körperlich, etwa durch brennende, schmerzhafte oder juckende Stellen, sondern auch psychisch, da es den Betroffenen unangenehm sein kann, sich mit Rötungen der Gesichtshaut, sichtbaren Blutgefäßen oder entzündlichen Läsionen in der Öffentlichkeit zu zeigen. Rosazea hat daher meist tiefgreifende Auswirkungen auf die Lebensqualität, das Selbstwertgefühl und das Körperbild der Betroffenen. Auf emotionaler Ebene kann das zu Depressionen, Angstzuständen und einem Rückzug aus sozialen Aktivitäten führen.
Was kann man selbst bei Rosazea tun?
Bestimmte Umweltfaktoren wie Sonneneinstrahlung, extreme Temperaturen, emotionaler Stress, Alkoholkonsum und scharfes Essen können Rosazea-Symptome auslösen oder verschlimmern.
Während man hormonelle oder genetische Einflussfaktoren nicht verändern kann, lassen sich äußere Faktoren wie Hautpflege, Ernährung oder Stressmanagement anpassen. Durch die Integration folgender Selbsthilfemaßnahmen in den Alltag können Betroffene ihre Rosazea-Symptome besser bewältigen und ihre Lebensqualität verbessern.
Hautpflege bei Rosazea
Eine sanfte Hautpflege ist für die Bewältigung von Rosazea entscheidend. Eine Verwendung von milden, nicht reizenden und konservierungsfreien Produkten, ist zu empfehlen, während aggressive Reinigungsmittel und Peelings vermieden werden sollten, da sie die Haut reizen können.
Auch der Verschlimmerung durch UV-Strahlen kann entgegengewirkt werden, indem Antioxidantien aufgetragen und auch innerlich eingenommen werden, die die freien Radikale, die durch UV-Strahlung entstehen, neutralisieren können,
Ernährung bei Rosazea
Eine entsprechende Ernährung kann dazu beitragen, Entzündungen zu reduzieren und die Hautgesundheit zu unterstützen. Das Vermeiden von entzündungsfördernden Lebensmitteln, scharfen Gewürzen, alkoholischen und stark koffeinhaltigen Getränken ist empfehlenswert.
Stressmanagement
Stress kann Rosazea-Symptome verschlimmern. Das Praktizieren von Stressbewältigungstechniken wie Yoga, Meditation, Atmen oder progressive Muskelentspannung kann dazu beitragen, Stress abzubauen und die Symptome zu kontrollieren.
Referenzen:
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